Seit Langem steht das Thema Pressearbeit auf deiner Agenda, aber außer „man müsste, sollte, könnte“ ist nicht viel passiert. Mal hier ein Kontakt mit Journalisten, mal dort eine Erwähnung in der Lokalpresse – das war’s.
Doch um richtige PR zu machen, braucht man einen Profi, denkst du? Vielleicht, weil du noch unsicher bist, wo du starten solltest. Oder du hast zwar selbst etwas PR-Expertise, willst deine Zeit aber lieber ins Kerngeschäft investieren.
Egal, wo die Gründe liegen: Es ist verführerisch zu denken, ein externer PR-Spezialist sei ein Wundermittel. Dafür zu zahlen, dass er geeignete Themen findet, Pressemeldungen schreibt und Journalisten kontaktiert – während du dich mit dem beschäftigten, was du am besten kannst: dein Unternehmen zu führen. Klingt einleuchtend, oder?
Ist es aber nicht unbedingt.
Keine PR-Agentur, kein Berater kennt dein Unternehmen so gut wie du selbst. Du wirst deshalb Zeit aufwenden müssen, dem Berater umfassend Einblick zu geben. Und das wird nicht wenig sein. Denn erst, wenn der Berater dich gut genug kennt, wird er mit passenden Geschichten die richtigen Medien ansprechen können.
Selbst dann jedoch gibt es noch ein Problem: Journalisten mögen in der Regel keine PR-Agenturen als Ansprechpartner. Denn die stellen, gerade bei kurzfristigen Rückfragen, oft eine Barriere dar. Der Journalist aber wünscht sich direkte Antworten von der Person, über die er berichtet. Keine wohl ausformulierten, aalglatten Statements.
Abgesehen davon, ist es rausgeschmissenes Geld, endlos Pressemitteilungen zu verschicken. Die meisten werden nicht einmal gelesen.
Hart, aber wahr.
Selbstverständlich gibt es PR-Agenturen, die ihr Handwerk verstehen und ausgezeichnete Arbeit leisten. Und mit einem entsprechenden Budget kann das durchaus Sinn machen.
Alles was du brauchst, sind zunächst 30 Minuten Zeit und ein Kalender
Für die meisten Unternehmer jedoch empfiehlt es sich, Pressearbeit selbst zu machen. Das ist einfacher als es klingt. Mit einer Idee und ein wenig Gespür kann jeder seine Geschichte in die Medien bringen.
Am Ende hast du eine Strategie mit einfach umzusetzenden Maßnahmen, die wirklich zünden. Schon mit wenigen Stunden pro Woche, in denen du dich mit passenden Publikationen beschäftigst, die über dein Unternehmen berichten sollen, erhältst du gute PR-Möglichkeiten.
Tatsächlich kann Pressearbeit so einfach sein wie eine E-Mail schreiben oder anrufen.
Pressearbeit selbst machen: 3 Strategien, die sofort umsetzbar sind
1. Terminieren
Deine Geschichte in die Medien zu bringen, ist eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Überlege als Erstes, wann der Journalist dieses Thema brauchen kann. Vor allem Fach- und Lokalzeitungen berichten über jährlich wiederkehrende Themen. Das kann ein Branchenereignis wie eine Messe sein oder allgemein interessierende Ereignisse wie Weihnachten. Fachzeitschriften und Special-Interest-Magazine arbeiten mit festen Themenplänen, die entweder im Internet einsehbar sind oder auf Anfrage auch zugeschickt werden. Wenn man einem Journalisten also ein Thema vorschlägt, muss das zum Zeitpunkt des Erscheinens für seine Leser interessant sein.
Beachte dabei, dass die meisten Redaktionen Wochen bis Monate im Voraus planen. Während ein Online-Magazin innerhalb von Stunden bis Tagen eine aktuelle Geschichte veröffentlichen kann, haben monatlich erscheinende Magazine einen Vorlauf von drei bis sechs Monaten. Selbst ein Lokalzeitungsredakteur wird sich nicht erst am Vortag Gedanken über den Platz machen, den er zu füllen hat. Drei bis vier Wochen vorher ist ein guter Zeitpunkt, ihm ein Thema vorzuschlagen.
Wer wichtige Termine und erste Ideen für einen Themenvorschlag gleich am Jahresbeginn im Kalender notiert, hat bereits ein gutes Gerüst für seine Pressearbeit.
Stimmt das Timing, die Relevanz und bietet das Thema einen neuen, spannenden Aspekt, wird der Journalist gar nicht anders können als „anzubeißen“.
Eine gute Möglichkeit, das eigene Unternehmen in die Medien zu bekommen, sind aktuelle Debatten. Gibt es einen Aspekt, den man auf das eigene Geschäft herunterbrechen könnte? Wird zum Beispiel gerade über Rohstoffe oder Arbeitsbedingungen in Herkunftsländern diskutiert, sind Journalisten auf der Suche nach Experten, die das Geschehen kommentieren und einordnen können. Biete dich als Gesprächspartner an. Es geht bei solchen großen Themen nicht unbedingt darum, mit einer kontroversen Meinung aufzutreten. Auch Tipps sind oft willkommen. Und ganz nebenbei bringst du dein Unternehmen mit zur Sprache, vielleicht weil du selbst schon oft vor Ort warst oder die Branche sehr gut kennst.
Hilfreich für den besten Zeitpunkt sind Google Alerts und ein regelmäßiger Blick in die aktuellen Twitter-Nachrichten, um schnell zu erkennen, worüber gerade geredet wird.
Wichtig: Kocht eine solche Debatte hoch, sollte man vorbereitet sein und seine Expertise anbieten. Das heißt: unbedingt erreichbar sein und sofort Rede und Antwort stehen können. Der Journalist wird unter Zeitdruck sein und nicht warten können, bis man zurückruft oder ein Meeting beendet hat. Er wird sich jemand anderen suchen – Chance vertan.
2. Recyclen
Nutze alle Inhalte, die du erstellst, mehrfach.
Instagram-Fotos können in Tweets umgewandelt und bei Twitter gepostet werden. Themenvorschläge, die du Journalisten anbietest, kannst du für einen Blogbeitrag aufbereiten. Oder als Gastartikel in anderen Blogs und Online-Magazinen.
Plane die Inhalte in einem Redaktionsplan mit einer einfachen Exceltabelle oder online mit Trello für mindestens drei Monate im Voraus. Das schafft Luft, die Inhalte auch zu produzieren. Wichtige Ereignisse kannst du aus deinem PR-Kalender für das ganze Jahr übernehmen.
3. Zusammenarbeiten
Die Algorithmen für Social-Media-Portale wie Facebook belohnen Engagement und Dialog. Je mehr Kommentare und Gefällt-mir-Bekundungen man bekommt, desto besser werden die Inhalte anderen angezeigt. Sichtbar zu sein und eine gute Reichweite zu erhalten, ist nicht einfach, vor allem, wenn man neu startet auf diesen Kanälen.
Schneller kommt man voran, wenn man sich mit anderen Unternehmern mit gleichen Interessen zusammenschließt und gegenseitig unterstützt mit Kommentaren und Teilen der Beiträge – das kann den Prozess enorm beschleunigen. Mit etwa 15 Minuten Engagement pro Tag spart man auf lange Zeit Stunden.
Weitere 15 Minuten sollten der Pressearbeit vorbehalten sein als tägliche Routine mit einer kleinen Aktion pro Tag: die Inhalte für die nächste Woche oder den nächsten Monat planen, einen Themenvorschlag überlegen, einen Gastartikel anbieten, sich selbst als Redner auf einem Event, eine Mail an einen Journalisten schreiben oder neue Ansprechpartner recherchieren.
Damit verhindert man nicht nur, dass der „Brocken“ Pressearbeit immer wieder auf der To-Do-Liste nach unten rutscht, sondern bleibt quasi ganz nebenbei am Ball – und im Blickfeld der Medien.