Den richtigen Journalisten zu finden, also denjenigen Ansprechpartner, der darüber bestimmt, ob deine Geschichte veröffentlicht wird oder nicht, ist entscheidend. Top oder Flop.
Redaktionen erhalten hunderte, manchmal tausende Mails – täglich. Die meisten landen im Müll. Warum? Weil sie irrelevant sind, werblich, schlecht aufbereitet. Weil diese Informationen gedankenlos über einen Presseverteiler gejagt werden, ohne dass sich der Absender gefragt hat, ob das Thema überhaupt in dieses Medium passt. In der Hoffnung, irgendeiner wird die Botschaft schon aufgreifen. Schließlich haben Journalisten wenig Zeit und sind doch sicher froh, einen Text übernehmen zu können.
Stopp! So funktioniert das nicht.
Eigentlich ist es eine Binse, dass einen Journalisten, der bisher nur über Bildung und Karriere geschrieben hat, die neuesten Craft-Beer Trends herzlich wenig interessieren. Oder das Händler XY jetzt noch mehr Gin-Sorten im Angebot hat. Trotzdem wird sein Postfach mit Pressemeldungen geflutet, die mit seinem Thema nichts zu tun haben.
Wie findet man also den richtigen Journalisten?
Die wichtigste Regel: viel lesen. Was passiert in meiner Branche, mit was beschäftigten sich meine Mitbewerber, was bewegt meine Kunden?
Wenn du weißt, worüber berichtet wird, kannst du besser einschätzen, welche Themen gefragt sind.
Erste Station: Bahnhofsbuchladen
Wenn möglich, gehe in einen Buchladen mit gut sortiertem Presseangebot, beispielsweise in größeren Bahnhöfen. Dort findest du zu fast jedem Thema passende Zeitschriften und Magazine sowie die großen Tageszeitungen. Es lohnt sich, in ein paar Exemplare zu investieren und diese zu analysieren. Welche regelmäßigen Rubriken oder Kolumnen gibt es, in die dein Thema passen könnte? Wer schreibt darüber? Passt der Inhalte zu meiner Zielgruppe?
Willst du in eine bestimmte Publikation kommen, reicht es meist nicht, den Namen des Chefredakteurs zu kennen. Erfolg versprechender ist es, den Namen des Redakteurs herauszufinden, der das betreffende Ressort leitet oder – am allerbesten – exakt für dieses Thema zuständig ist.
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass auch die Art der Geschichte eine Rolle spielt. Ist deine Idee an einen bestimmten Termin gebunden, ein aktuelles Thema mit Nachrichtenwert?
Selbst bei einem zeitlosen Vorschlag gibt es mehrere Möglichkeiten: Möchtest du beispielsweise eine Weinstory vorschlagen, könnte diese in den Wochenendteil einer Tageszeitung in die Spalten Essen & Trinken passen, aber eventuell auch in die Wirtschaftsseiten oder in die Rubrik Wissen – je nach Fokus des Themenvorschlages.
Eine feste Formel, um ein Thema erfolgreich zu platzieren, gibt es leider nicht – außer der: Kontakte zu relevanten Journalisten aufbauen und regelmäßig pflegen. Und sie einfach mal fragen, was sie brauchen.
Vier Wege, den richtigen Journalisten zu finden
1. In der Publikation selbst
Zeitungen, Zeitschriften und Magazine enthalten ein Impressum (oft am Anfang oder am Ende). Bei größeren Publikationen findest du dort nicht nur die allgemeinen Kontaktdaten der Redaktion, sondern oft auch den jeweiligen Ressortleiter beziehungsweise Redakteure, die für ein bestimmtes Thema zuständig sind.
Bei Online-Publikationen steht der Kontakt zur Redaktion entweder im Impressum (meist ganz unten auf der Seite) oder in einer eigenen Rubrik, manchmal sogar mit der Möglichkeit, die Autoren direkt per E-Mail anzuschreiben.
Einige Radioprogramme oder Fernsehsendungen veröffentlichen eine Liste der Moderatoren auf ihrer Website.
2. In den sozialen Medien
Viele Journalisten sind auf Twitter aktiv. Gib einfach den Namen des gewünschten Ansprechpartners in das Suchfeld oben rechts ein und folge ihm. Kennst du den zuständigen Redakteur noch nicht, dann suche stattdessen nach „Journalist + Thema“ oder „Journalist + Publikation“ und erhalte eine Liste von relevanten Twitterkonten. In den jeweiligen Biografien im Profil kann man erkennen, ob der Journalist der richtige Ansprechpartner ist oder nicht.
Sinnvoll ist es, diese Kontakte in einer separaten Twitterliste zu speichern und die Tweets regelmäßig zu lesen. So hast du im Blick, über was die Journalisten aktuell sprechen und welche Art von Geschichten sie interessieren. Am einfachsten pflegt man die Journalistenkontakte in den sozialen Medien, in dem man ihre Posts kommentiert und/oder teilt.
Manchmal posten Journalisten auf Twitter auch, wenn sie bei einer Recherche Unterstützung suchen. Im Idealfall betrifft das genau das dein Themengebiet und du kannst dich als Experte anbieten.
Während die Ansprache von Journalisten auf Twitter absolut okay ist, sollte man bei Facebook eher vorsichtig sein, da dieses Netzwerk häufig privat genutzt wird.
Starte lieber eine Suche bei Xing und vernetze dich dort mit Journalisten. Noch wichtiger: Lass dich finden mit einem aussagekräftigen Profil und – ganz wichtig – mehreren Kontaktmöglichkeiten. Das gilt übrigens für alle Social-Media-Profile, denn die meisten Journalisten starten ihre Recherche im Netz.
Wer sich mit einer eigenen Website und sozialen Netzwerken sichtbar als Experte auf seinem Gebiet positioniert und auch erreichbar ist, wird gern von Journalisten kontaktiert.
3. In der Redaktion anrufen
Der schnellste und meist effektivste Weg, den zuständigen Redakteur zu ermitteln, ist ein Anruf in der Redaktion. Erstaunlicherweise der am wenigsten genutzte Weg. Unter der im Impressum angegebenen Telefonnummer meldet sich entweder die Redaktionsassistenz oder die Zentrale, die Sie mit dem Sekretariat verbindet. Es kann passieren, dass du ein paar Mal anrufen musst, aber meistens erhält man freundlich die gewünschte Auskunft und die Kontaktdaten des Redakteurs.
Es kommt zwar selten vor, aber sei darauf vorbereitet, dass du direkt durchgestellt wirst und Ihren Themenvorschlag in zwei, drei Sätzen auf den Punkt bringen kannst. Aber auch wenn nicht, lassen sich der Sekretärin wichtige Informationen entlocken, zum Beispiel zum günstigsten Zeitpunkt oder wie lange Themen im Voraus geplant werden.
Manche Redaktionen verweisen auf die allgemeine Redaktionsadresse info@ oder redaktion@ und bitten, Themenvorschläge dorthin zu schicken – und damit meist geradewegs in den Papierkorb.
Versuche zumindest den Namen des zuständigen Redakteurs ausfindig zu machen, dann ist es gar nicht so schwer, an seine E-Mailadresse zu kommen. Schau einfach im Impressum, nach welchem Muster die Adresse dieses Verlages aufgebaut sind – und voilà, kannst du dein Thema ohne Umwege anbieten.
4. Datenbanken
Es gibt verschiedene Datenbanken und Verzeichnisse, in denen man gezielt nach (freien) Journalisten suchen kann.
In der Datenbank des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) findet man nach vorgegebenen Kriterien gezielt freie Journalisten und ihre Themen. Die Kontaktdaten gibt’s inklusive E-Mailadresse und Telefon.
Nach Arbeitsschwerpunkten und Region filtert dagegen die Datenbank der Freischreiber passende Treffer heraus.
Anders herum funktioniert Response Source. Dort kann man nicht direkt nach Journalisten suchen, sondern ein Themengebiet abonnieren. Journalisten, die gerade an diesem Thema arbeiten und Fragen haben, melden sich dann eventuell.
Bedingt funktioniert auch die Suche nach speziellen Journalisten bei Kress-Köpfe. Kennt man den Namen, bekommen eingeloggte Nutzer die vollständigen Kontaktdaten inklusive E-Mailadresse. Je allgemeiner aber der eingegebene Begriff, desto ungenauer wird die Ergebnisliste, die dann auch PR-Leute und Agenturinhaber enthält.
Scribers Hub ist ein Portal, das freie Journalisten und Auftraggeber zusammenbringt. Suchen kann man dort nach verschiedenen Kriterien wie Themengebieten, Erfahrung oder Ort. Allerdings muss man sich vorher registrieren und ein Tagesticket lösen.
Für einige Branchen gibt es spezielle Verzeichnisse wie beispielsweise das Touristik-Medien-Handbuch, in dem nicht nur die meisten Reisepublikationen inklusive Blogs aufgeführt sind, sondern auch freie Journalisten mit diesem Schwerpunkt inklusive ihrer Kontaktdaten.
Journalisten kontaktieren: per E-Mail oder Telefon?
Hast du den richtigen Redakteur herausgefunden, schreibe ihm eine individuelle E-Mail mit deinem Themenvorschlag. Komm sofort auf den Punkt und erzähle in zwei, drei Sätzen, warum deine Geschichte für seine Leser interessant ist.
Wenn du noch nie Kontakt hattest mit diesem Redakteur, liefere in einem weiteren Absatz ein paar Hintergrundinformationen und füge eine aussagekräftige Signatur an mit mehreren Möglichkeiten, zur Kontaktaufnahme.
Die meisten Journalisten bevorzugen Themenvorschläge per E-Mail. In Ausnahmefällen kann es dennoch sinnvoll sein, zu telefonieren. Stelle dich kurz vor und frage, ob dein Gesprächspartner zwei Minuten Zeit hat für einen Themenvorschlag. Falls nicht, bleibe freundlich und frage nach einem besser passenden Termin für einen weiteren Anruf.
In jedem Fall kannst du das Telefonat nutzen, um herauszufinden, was der Redakteur gerade braucht. An welchen Themen arbeitet er gerade? Wo braucht er eventuell Detailinformationen? Welche Geschichten interessieren ihn besonders?