Was? Jetzt soll ich auch noch einen Blog schreiben? Ich habe doch so schon kaum Zeit.
Ach, diese Blogger! Was sind das für Leute? Nerds? Selbstdarsteller? Die, wenn’s sein muss, Fakes und Tatsachen munter mischen, immer in der Hoffnung auf noch mehr Likes und Follower? Denn Reichweite lässt sich schließlich in bare Münze umwandeln.
Natürlich gibt’s die Teenager, die über den heißesten Modetrend der Saison schreiben oder ihre ultimativen Schminktipps verbreiten. Genauso wie Kochblogs, Reiseblogs, Gartenblogs oder Finanzblogs, die sehr sachkundig und tiefgründig informieren. Selbst klassische Medienhäuser nutzen die Vorteile der Onlinepublikation und bringen ihre Nachrichten via Blog an ihre Leser. Schnell und ohne Umwege.
Bloggen ist gesellschaftsfähig geworden.
Ein Grund: Unser Kaufverhalten hat sich verändert in den letzten Jahren. Die meisten Menschen starten ihre Suche im Internet, wenn sie etwas wissen oder kaufen möchten.
Der Unternehmensblog als wertvollster Marketingmitarbeiter
Für Unternehmen bedeutet das: Der Erstkontakt mit potenziellen Kunden erfolgt häufig über Google und Co. Vorausgesetzt, man ist sichtbar. Suchmaschinen wollen ihren Nutzern bestmögliche Ergebnisse liefern und belohnen Webseiten, deren Inhalte regelmäßig aktualisiert werden mit einem besseren Ranking. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Unternehmen bloggen sollten.
#1 Ein Blog bringt mehr Besucher auf der Website
Blogartikel, die in den Suchergebnissen weit oben landen und dem Leser versprechen, seine Frage zu beantworten oder ein Problem zu lösen, werden ziemlich sicher angeklickt. Wer Besucher so auf die eigene Website zieht und dort klug führt, hat schon halb gewonnen.
Je mehr Artikel und je länger diese online sind, desto besser kann das Unternehmen gefunden werden. Es bringt aber nichts, auf Masse zu setzen. Ein Artikel, der keinen Nutzen für den Leser hat, bringt keine Besucher. Falsche Versprechungen sind ebenso kontraproduktiv. Springt der Leser nach wenigen Sätzen ab, registrieren die Suchmaschinen das. Passiert dies öfter, wird die Website schlimmstenfalls in den Ergebnissen so weit nach hinten rutschen, das sie quasi unsichtbar ist.
#2 Bloggen ist effektiver & kostengünstiger als Social Media und andere Marketingmaßnahmen
Social Media sind großartig. Jeder kann seine Inhalte direkt veröffentlichen, ohne erst einen Redakteur überzeugen zu müssen. Über ein Event informieren, ein neues Produkt vorstellen oder einfach die Nutzer nach ihrer Meinung zu einem Thema fragen – es war noch nie so einfach im Marketing. Und noch nie so unsicher.
Auf einem sozialen Kanal zu veröffentlichen, ist ungefähr dasselbe wie sein Haus auf einem fremden Grundstück zu bauen. Die Betreiber von Facebook und allen anderen Netzwerken bestimmen die Regeln und damit wer was zu sehen bekommt. Ändert sich der Algorithmus, kann die mühsam aufgebaute Fangemeinde schnell perdu sein.
Inhalten sollten deshalb stets zuerst auf dem eigenen Blog veröffentlicht werden und von dort über die Social-Media-Kanäle verteilt werden.
#3 Positionieren als Experte
Es gibt kaum eine bessere Chance, sein Wissen zu zeigen als mit einem eigenen Blog. Am besten verpackt in konkrete Tipps, die anderen helfen, ohne werblich zu klingen.
Das können Rezeptvorschläge für die Bar sein, passende Essensempfehlungen zum Wein oder Hintergrundwissen, warum Produkt XY beispielsweise beim Abnehmen hilft. Solche Artikel werden gern und häufig geteilt, was wiederum neue potenzielle Kunden auf die eigene Seite bringt.
Nicht selten werden auch Journalisten auf das Unternehmen aufmerksam, die Experten zu einem Thema suchen. Das ist Pressearbeit zum Nulltarif.
#4 Kundeneinwände vorab ausräumen
Nicht jeder Kunde sagt, warum er zögert oder gar nicht kauft. Wäre es nicht super, wenn solche Bedenken schon verfliegen würden, bevor sie überhaupt auftreten?
Mit einem Blog funktioniert das sehr effektiv. In einem Frage-Antwort-Bereich lassen sich Artikel bündeln, die mögliche Kaufhindernisse abbauen, in dem eventuelle Zweifel thematisiert werden. Beispielsweise so: Welche Faktoren beeinflussen den Preis eines Weines tatsächlich? Oder: Kann ein Wein für weniger als fünf Euro gut sein?
#5 Kundenbeziehung stärken
Ein Blog funktioniert nicht nur, um auf das eigene Unternehmen aufmerksam zu machen und neue Kunden zu gewinnen. Sondern auch als Ressource für Stammkunden, um ihnen ein noch besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Leserkommentare sind zudem eine Top-Quelle zu erfahren, was Kunden sich wirklich wünschen. Und ein Fundus für künftige Artikelideen.
Starke Themen für den Unternehmensblog
Doch welche Themen eignen sich für einen Unternehmensblog am besten?
Regel Nr. 1: Setze die Kundenbrille auf! Was interessiert den Kunden (momentan) am meisten, welche Probleme hat er, welche Bedürfnisse? Um das herauszufinden, hilft Google auch. Gibt man ein Schlüsselwort ein, ergänzt die Autovervollständigung der Suchmaschine die Anfrage mit dem, wonach viele Menschen in letzter Zeit gesucht haben. Ein gutes Gespür für populäre Themen liefern auch die Bestsellerlisten im Buchhandel oder aktuelle Diskussionen in Facebookgruppen und Foren.
Gute Artikelaufhänger sind beispielsweise aktuelle Studien, Branchenzahlen und Fakten, neue Produkte, erweiterte Leistungen oder ein neuer Service, Branchen-Events, Messeneuheiten, aktuelle Bücher oder Filme, Feiertage oder Thementage (zum Tag des Fleisches zum Beispiel Tipps eines Grillprofis), ein Blick hinter die Kulissen (z.B. ein Tag mit dem Fahrer unterwegs) oder die Lieblingstipps der Mitarbeiter.
Erfolgreiche Artikelformate
So vielfältig wie die Themen, sind auch die Artikelformate. Beliebt sind Listen (10 Gründe, 20 Lieblingstipps, Checklisten usw.), „How-to“-Artikel, die Kaufanreize schaffen, Roundups, bei denen mehrere Experten, Kollegen oder Kunden sich zu einem bestimmten Thema äußern. Auch ein Thema als Interview aufzubereiten, bietet sich an.
Als Unternehmen bloggen – so gelingt der Start
1. Strategie
Als erstes werden die Ziele definiert: Was soll mit dem Blog erreicht werden, wen wollen wir ansprechen und wie wollen wir wahrgenommen werden.
2. Planen
Im zweiten Schritt legst du fest, mit welchen Begriffen du gefunden werden möchtest und prüfst das Suchvolumen verschiedener Keywords. Da muss man ein bisschen ausprobieren, um häufig gesuchte Wörter oder Wortgruppen zu finden, die möglichst wenig Konkurrenz haben.
Anschließend legst du grob die Themen für sechs bis zwölf Monate fest, die in einem Redaktionsplan monatlich oder quartalsweise detaillierter fixiert werden.
3. Inhalte erstellen
Schreibe Blogbeiträge möglichst mit ein paar Wochen Vorlauf, um auch in stressigen Zeiten regelmäßig neue Inhalte veröffentlichen zu können.
Packe nicht zu viel in einen Text, als Grundregel gilt: ein Thema, ein Artikel.
Online-Texte werden häufig am Handy gelesen, das heißt, sie müssen scannbar sein mit kurzen Absätzen und Aufzählungspunkten. Verwende möglichst keine Schriftsprache, sondern schreibe persönlich und echt (wer sind wir, was machen wir und warum).
Am Ende des Artikels sollte immer eine Handlungsaufforderung stehen: Was soll der Leser als Nächstes tun?
4. Blogartikel bekanntmachen
Der Artikel ist fertig, aber die Arbeit noch nicht erledigt. Denn was nützt der beste Artikel, wenn keiner davon weiß. Mit Teasern (kleine Texte, die neugierig machen) und Fotos holst du die Leser auf den verschiedenen Kanälen ab (Link zum Artikel nicht vergessen).
Besonders gut funktioniert das noch immer auf Facebook. Von anderen sozialen Kanälen kommen erfahrungsgemäß weniger Besucher auf die eigene Website. Trotzdem lohnt es sich, dort zu posten und so immer wieder Präsenz zu zeigen.
Eine Sonderstellung hat Pinterest. Das ist kein Social-Media-Kanal im eigentlichen Sinne, sondern eine Suchmaschine. Pins verlinken direkt zum Artikel im Blog und werden über entsprechende Keywords gefunden.
Verweise auch im Newsletter auf neue Artikel sowie in der E-Mail-Signatur oder auf Rechnungen immer wieder auf den Blog.
5. Erfolg messen
Nach dem Veröffentlichen ist vor dem Veröffentlichen. Über Google Analytics findest du unter anderem heraus, wie oft ein Artikel gelesen wurde, mit welchen Begriffen Besucher auf die Seite gekommen sind und wonach sie suchen.
Analysiere erfolgreiche Artikel und produziere ähnliche Formate.